FoodCamp 2013 | Orange Wines & Co

Letzten Samstag war es wieder so weit: Unter bester Organisation der Coolinary Society (Dani Terbu und Nina Mohimi) trafen sich rund 80 Food-Verrückte im gediegenen Ambiente des Palais Sans Souci, um beim FoodCamp Vienna einen Tag lang über Essen, Trinken und Genuss zu diskutieren. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los mit einer Vielzahl von hochinteressanten Sessions, bei denen die Foodies selbst Vorträge, Diskussionsrunden oder Workshops für die Teilnehmer hielten. Dank Jürgen Liechtenecker und seinem Curry-Vortrag werden wir wohl nie wieder Currypulver oder -pasten kaufen, sondern nur mehr selbst herstellen. Das Highlight des Tages war freilich die Zitrusfrüchte-Verkostung aus der Orangerie Schönbrunn von Katharina Seiser. Es macht einfach Spaß, einem Profi zuzuhören, der so viel Leidenschaft und Wissen für ein Thema mitbringt. Außerdem wissen wir jetzt, wie Histamin in den Wein kommt und wie histaminfreier Wein vom Weingut Weiss aus Gols schmeckt (nämlich sehr fein!).

Wein & COWir selbst waren aber auch nicht nur zum Zuhören, Netzwerken und Schmäh führen mit anderen Foodies und Bloggern da (u.a. mit Roman von Simpy4Friends, Bigii oder der quirligen Zwergenprinzessin und ihrem “Kerl”). Wir mischten uns auch unter die Referenten und stellten im Rahmen einer Weinverkostung die Frage, ob Orange Wines das Potenzial zur VIERTEN Weinfarbe haben. Wein & CO stellte uns dafür Orange Wine Kostproben zur Verfügung und sorgte dafür, dass unsere Session nicht zu einer trockenen Angelegenheit wurde. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Wein & CO für diese Kooperation. Wie die maischevergorenen Weißweine angekommen sind, erfahrt ihr beim Weiterlesen… Weiterlesen

Konstantin Filippou | Sterneküche ohne Augenleuchten

Konstantin Filippou bringt zweifelsohne alle Eigenschaften eines Starkochs mit: Charismatisches Auftreten, einen klingenden Namen und Genialität in der Küche (diese hat er bis 2011 im Novelli unter Beweis gestellt, wo er 3 Hauben bzw. 1 Micheline Stern erkochte). Was noch zum endgültigen Aufstieg in die Riege der Österreichischen Kochelite fehlte, war ein eigenes Restaurant. Nach einer Schöpfungspause hat er nun auch diesen mutigen (aber logischen) Schritt gesetzt und eröffnete Mitte März sein eigenes Lokal in der Dominikanerbastei in der Nähe des Wiener Schwedenplatzes. Ganz und gar nicht uneitel benennt er das Restaurant schlicht nach sich selbst “Konstantin Filippou“.

Der Name symbolisiert ganz klar, dass an dieser Adresse kompromisslos nach Filippous Vorstellungen gekocht wird. Und diese sind sehr ambitioniert. In Wien wird wohl ähnlich aufwändig und gut nur im Steirereck gekocht (laut Alexander Bachl vom Falstaff wäre auch das Silvio Nickol damit zu vergleichen). Viele Gerichte werden in zwei Variationen zubereitet und serviert, konsequenter Weise sogar auf mehreren Tellern. Fillipou lässt hier seiner Kreativität freien Lauf, entwickelt mehrere Ideen zu einem Thema, und setzt diese präzise in der Küche um. Die Geschmacksintensität ist hoch (Entenleberparfait, Schnecke!), Fisch und Fleisch sind kein Widerspruch (Aal mit Kalbskopf!) und die Präsentation ist zumeist atemberaubend. Trotz dieser guten Vorzeichen (oder vielleicht gerade deswegen?) konnte uns das Konstantin Filippou nicht vollständig überzeugen und trotz höchster Küchenkunst nicht wirklich ein Leuchten in die Augen zaubern…

Amuse Bouche

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SanLucar Camp Cuisine | Mit Leidenschaft für den Geschmack

Was passiert wenn man ein Dutzend Food-Verrückte in einen Kochsalon sperrt? Ganz einfach: es wird einen ganzen Tag lang genussvoll geschlemmt, gekocht und diskutiert! So geschehen letzten Samstag, als wir uns auf Einladung von Obst- und Gemüseproduzent SanLucar im Wiener Kochsalon Wrenkh mit einer illustren Runde von Foodbloggern trafen, um über unsere gemeinsame Leidenschaft für guten Geschmack zu diskutieren. Dieses Barcamp war unser erster Ausflug in die “reale” Blogger-Szene, und gab uns die Gelegenheit jede Menge nette Leute aus der Branche kennenzulernen. Gastgeber SanLucar wollte den Bloggern in Sachen Leidenschaft für Essen und Trinken um nichts nachstehen – wir berichten, ob dieses Vorhaben geglückt ist…

Frühstück

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Huth Grill House da max | Gesellige Schlemmerei

Das Huth’sche Gastronomie-Imperium hat sich ja mittlereweile erfolgreich in die kulinarische Meile rund um die Schellinggase im ersten Wiener Gemeindebezirk eingenistet. Und eins muss man ehrlich sagen: das Grätzel könnte es wohl schlechter erwischen. Neben der edlen Gastwirtschaft gibt es das italophile Ristorante da moritz für Pizza und Pasta-Liebhaber sowie ein schickes Steaklokal im Haus der Musik. Bis dato gab es zusätzlich das Huth Beisl mit bodenständiger Wiener Küche zu vernünftigen Preisen.

Während sich jedoch das alte Huth Beisl noch schwer tat, Profil gegen seinen großen Bruder (der nobleren Gastwirtschaft gleich gegenüber) zu zeigen, wird mit dem Grill House da max nun erfolgreich ein neuer Weg eingeschlagen: Internationale Küche und Spezialitäten vom sagenumwobenen Josper-Grill (nicht nur Fleisch sondern auch Meeresfrüchte und Gemüse – z.B. Spargel und Zucchini, genial!) werden angeboten. Die Gerichte können entweder einzeln oder gemeinsam verspeist werden. Letzteres ist eindeutig der größere Spaß: die Leckereien werden einfach auf Platten und Pfannen in die Mitte gestellt. Jeder bedient sich nach belieben – eine wunderbar gesellige Schlemmerei!

Prawn Casserole

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Speisekammer | Mut kann man nicht kaufen

Stylisch oder steril? Überschaubares Angebot oder tolle Menüvorschläge? Mutige Küche oder eigenwillige Kreationen? Die Speisekammer, Roman Stegers neues Restaurant im achten Wiener Gemeindebezirk, wird wohl so manche Geister scheiden. Aber egal ob einem nun die kahlen Wände, das Menükonzept oder so mache Extravaganzen am Teller gefallen oder nicht – eines muss jedem Gast mit Geschmackssinn einleuchten: hier wird großartig gekocht! Anspruchsvolles Essen braucht hier weder protziges Ambiente noch aufdringliches Service. In der Speisekammer werden im legeren Rahmen aufregende Speisen zu günstigen Preisen geboten. Soll heißen: das mutige Konzept geht auf – so stellen wir uns moderne Wiener Gastronomie vor.

Frittatensuppe

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Fabios | Reich & Schön isst Teuer & Gut

Im Fabios steht die Inszenierung ja schon immer im Mittelpunkt: die Gäste – meist reich und schön – nutzen den chicen Speisesaal als Bühne um zu Sehen und Gesehen zu werden; der Gastgeber wiederum – meist in Anzug und Converse gekleidet – tut alles dafür, damit sich die schicke Klientel in seinem lässigen Wohnzmmer rundum wohl fühlt. Einzig und allein das Kulinarische (nicht unwesentlich für ein Restaurant!?!) geriet in den letzten Jahren in den Hintergrund. Intendant Giacobello zog die Reißleine, schloss sein Lokal und kündigte eine Neueröffnung an. Und diese wurde von PR-Profi Fabio Giacobello wiederum perfekt in Szene gesetzt: Im Laufe von nur wenigen Wochen wurde das Fabios umgebaut – und scheinbar noch begehrter. Als dankbare Opfer dieses Relaunchs wurden auch wir neugierig und besuchen das – angeblich – lässigste Wohnzimmers Wien an der noblen Tuchlauben-Adresse. Während wir zuvor das Fabios wohl nicht besucht hätten, locken uns jetzt vor allem zwei gute Gründe dorthin:

  1. Joachim Gradwohl, Drei-Hauben-Koch und Garant für authentische und hochwertige Küche.
  2. Das neue Küchen-Konzept an sich: kleine Speisen zu moderaten Preisen werden uns versprochen. Ja sogar von Tapas (oder zumindestens ähnlichem) wird uns berichtet…
Dem wollen wir natürlich auf den Grund gehen und begeben uns für einen Abend in die Wiener High Society…

Thunfisch Sashimi mit Wassermelone, Gurke und Koriander Weiterlesen

MARKS | Lässige Küche auf Liebensentzug

Schon beim Reingehen eröffnet einem das Restaurant Marks sein freundliches Wesen: schicke Einrichtung, cooles Ambiente, lockerer Service. Als Tischdecke muss ein Packpapier herhalten, darauf steht in lässiger Schrift: “Reserviert für Thomas um 17:30“. Wohlfühlfaktor pur – von Sekunde Eins an. Um das “urbane” Lokal-Konzept perfekt zu erfüllen, fehlen dem Restaurant somit nur noch zwei Zutaten: Feines Essen und Trinken (© MARKS). Und genau deswegen sind wir dort…

Die Karte präsentiert sich übersichtlich aber spannend, wobei gar nicht fade vegane und vegetarische Speisen einen Schwerpunkt bilden. Zum Ausgleich gibts Beef Tatar, Rib Eye Steak und eine sehr feine Maishuhnbrust, alles von bester Qualität. Das Angebot wird von einer feinen und wohlfeil kalkulierten Getränkeauswahl abgerundet: Süffiges Bio-Zwickl und ein superfruchtiger Grüner Veltliner (Ott, Wagram) schmecken herrlich. Lässig ist es ja, das Lokal! Jetzt muss nur noch das Essen schmecken. Aber das tut es leider nur mit ein paar Abstrichen. Ein Erklärungsversuch: man sagt ja, ein Koch sei verliebt, wenn er sein Essen versalzt. Im Umkehrschluss muss also der Küchenchef des MARKS an diesem Abend an Liebesentzug gelitten haben (oder er hat einfach nur den Gewürzstreuer verlegt). Denn fast alle Gerichte wären nochmal um so viel besser gewesen wenn – ja wenn nur – etwas mutiger abgeschmeckt geworden wäre.

Beef Tatar von Bio Rinderfilet mit Butter und Brioche

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Steirereck im Stadtpark | Mit Blunzenbrot in den Gourmet-Olymp

Wer hätte das gedacht? Unser Abend im Steirereck im Stadtpark beginnt mit einer kleinen Enttäuschung: Bei angenehmen 23 Grad Außentemperatur sind wir auf eine Gourmet-Sitzung auf der wunderschönen Terrasse eingestellt. Leider ist genau diese geschlossen – “zu unsicher sei die Wetterlage” teilt man uns freundlich aber bestimmt mit. Schade. – Aber spätestens der Aperitif, ein herrliches Glas Gelber Muskateller von Tement, zaubert uns wieder ein breites Lächeln ins Gesicht. Und das Ambiente im Inneren kann sich ja schließlich auch sehen lassen.

Kaum Platz genommen, beginnt dann auch schon die kulinarische Galavorstellung: mit unglaublich aufmerksamen und lockeren Service; mit weitestgehenden Verzicht auf Schischi rundherum; und mit Geschmacks-Knüllern am laufenden Band, die in ihrer Komplexität und Raffinesse so grandios sind, dass ihnen keine Huldigung gerecht werden könnte. Deshalb lassen wir hier hauptsächlich die Bilder sprechen – viel Spaß beim Bestaunen der farbenprächtigen Steirereck-Gemälde (ach ja, und die Geschichte vom sagenumwobenen Blunzenbrot erzählen wir zwischendurch natürlich auch noch):

Amuse Bouche Weiterlesen

Harry’s Time | Ein Abendmahl – aber bestimmt nicht das Letzte!

Harry’s Time ist ein Ort für Genießer aber auch ein Ort für all jene, die Haubenküche einfach mal ausprobieren möchten. Hier kommt jeder auf seine Kosten. Gourmets und Gourmands wählen hier am besten Harry’s Abendmahl. Was das Besondere an diesem Überraschungsmenü ist? Als Gast kann man vollkommen frei wählen wieviele Gänge auf den Tisch kommen. Wir haben uns für den Abend viel vorgenommen und zusätzlich zum Überraschungsmenü die Weinbegleitung geordert. Zu Beginn des Abends war uns noch nicht klar, wo dies noch hinführen wird…

Gestartet wird tradionell mit dem Gruß aus der Küche:
Paprikasuppe Paprikaquice
Paprikasuppe – Chili-Garnele – Paprika-Quiche

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The Dining Room | Intimes Dinner mit Berührungsängsten

Wir sind ja schon etwas neidig auf Frau Apfelthaler – diese Pionierin des Food-Bloggings, die sich ihren persönlichen Lebenstraum erfüllte und ein kleines Restaurant in ihren eigenen vier Wänden betreibt. Als Jung-Blogger in der Foodszene müssen wir zugeben, dass uns genau dieser Gedanke nicht erst einmal durch den Kopf gegangen ist. Mit um so mehr Spannung und Vorfreude machten wir uns deshalb auf den Weg nach Hietzing, um dort in einem kleinen, versteckten, Privathaus den “Dining Room” aufzusuchen – Österreichs wohl bekanntesten Secret Dining Club.

Punkt 19:00 Uhr: die Chefin – Frau Apfelthaler persönlich – öffnet die Tür und heißt ihre 14 Gäste mit freundlichen Worten und einem warmen Lächeln Willkommen. Wir  werden zugleich von einem herrlichen Rosmarin-Duft aus der Küche und dem gutmütigen Restauranthund Gino begrüßt. Der kleine Dining Room wirkt von Haus aus gemütlich, die Küche nebenan ladet zum “in den Topf reinschauen” ein. Auf einer Tafel an der Eingangstür begutachten wir mit Wohlwollen das aktuelle Dinner-Menü mit dem geheimnisvollen Namen “Isperazione”:

the diining room menü

Italienisch – was sonst? Wer Angelika Apfelthaler kennt, weiß über ihr Faible für die mediterrane Küche Bescheid. Noch dazu kam die Vielgereiste erst vor wenigenTagen von einem Toskana-Trip zurück, voll bepackt mit frischen Eindrücken, tollen Produkten und neuen Inspirationen für die Küche – der Menütitel ist nicht zufällig gewählt. Irritiert sind wir nur von der ausgeschriebenen Weinbegleitung. Österreichischer Wein zu toskanischem Essen kann natürlich funktionieren – aufgrund eines Exklusivwinzervertrags (Gangl, Illmitz) kommen jedoch alle Tropfen vom selben Weinmacher. Wir sind skeptisch und gespannt…

Schon der Gruß aus der Küche (“Il Preludio”) zeigt den unprätentiösen Stil Apfelthalers: Top-Produkte werden puristisch verarbeitet, vorsichtig miteinander kombiniert, und ergeben am Teller neue Geschmackserlebnisse, ohne dabei die verwendeten Hauptprodukte zu verfälschen.

Carne Cruda vom Kalb

Hinter dem “Preludio” verbirgt sich ein Carne Cruda vom Kalb, serviert im Glas und eingeschichtet in Apfelmus und einem feinen Apfel-Sellerie-Salat. Das Gericht überzeugt durch sein schönes Spiel zwischen Säure und Würze, das rohe Kalb hat einen angenehmen Biss und kommt mit dem dazugereichten Meersalz bestens zur Geltung. Wir sind unschlüssig ob der Moscatolino da wirklich dazu passt, aber der Perlwein schmeckt ganz wunderbar. So kann es weiter gehen…

Spargel mit Orangen-Safran-Öl und Garnele in Lardo

… tut es aber leider nicht ganz. Denn der Spargel mit Orangen-Safran-Öl und Garnele in Lardo könnte durchaus mutiger abgeschmeckt sein. Das edle Orangen-Safran-Öl kommt nicht ganz so zur Geltung wie erwartet, der hochwertige Spargel und die bissfeste Garnele im g’schmackigen Lardo-Schinken schmecken aber dennoch tadellos. Selbiges ist vom eigenartigen Chardonnay, der angeblich mit diesem Gang harmonieren sollte, leider nicht zu sagen.

Ricotta-Zucchini-Lasagnette mit frischen Fave und Pecorinocrème

Der Wein ist aber sofort vergessen, als der nächste Gang unsere Geschmacksknospen erfreut: eine Ricotta-Zucchini-Lasagnette mit frischen Fave und Pecorinocrème. Erneut beweist die kulinarische Autodidaktin, dass sie das Spiel aus Säure und Würze perfekt beherrscht. Der frisch-fruchtige Pinot Blanc mundet um vieles besser als der Wein zuvor, ein perfekter Begleiter zu diesem Gericht sieht wohl dennoch anders aus. Wie schön hätte hier wohl ein pfeffriger Veltliner oder ein gehaltvoller Riesling aus der Wachau dazu gepasst; oder zumindestens ein Tropfen, der gegen diese tolle Kreation nicht so gnadenlos untergeht.

Branzinofilet mit frischem Tomatensugo "alla Livornese", einem Pignoli-Rosmarin-Cracker und Kichererbsenpüree

Der Hauptgang: Geschmacklich eine Offenbarung, optisch leider nicht. Das Branzinofilet mit frischem Tomatensugo “alla Livornese”, einem Pignoli-Rosmarin-Cracker und Kichererbsenpüree macht am Teller wirklich nicht viel her, der Wolfsbarsch ist aber von Top-Qualität, perfekt glasig gegart und ergibt mit den eingekochten Tomaten eine frisch-fruchtige Kombination, die vom knackigen Rosmarin-Chip und dem cremigen Püree schön abgerundet wird. Der dazu gereichte Weißweincuvée (Cremello) verliert erneut gegen seinen übermächtigen Partner aus der Küche.

Käsevariation

Die kleine aber feine Käsevariation lässt nur den angekündigten Pecorino vermissen, der es aufgrund des tragischen Erdbebens in Italien diesmal nicht nach Hietzing schaffte. Der raffinierte Schafskäse, ein cremiger Franzose und würzige Bergkäse sind aber, gemeinsam mit dem hausgemachten Quittengelée, ein adäquater Ersatz. Freilich könnte man auch einen Käseteller etwas spannender präsentieren. Der Rotweincuvée aus Zweigelt und Blaufränkisch verspricht von der Nase her ein fruchtig-würziges Trinkvergnügen, hält aber – kaum am Gaumen angekommen – recht wenig davon ein.

Schokoladewolketorte

Das “Grande Finale” bleibt in guter Erinnerung: Apfelthalers Signature Dish, die kultige Schokoladewolketorte wird effektvoll mit Tischfeuerwerk präsentiert. Das Feuerwerk setzt sich nahtlos am Gaumen fort. Nach ca. 60 Sekunden ist der fast schon dekadent schokoladige Kuchen von allen 14 Gästen weggeputzt. Gegen den Getränkepartner, ein idealtypischer Espresso, ist diesmal aber auch gar nichts einzuwenden.

The Dining Room zeigt, dass ein Restaurant in den eigenen vier Wänden funktionieren kann. Apfelthaler demonstriert in ihrer Küche kompromisslosen Qualitätsanspruch bei der Produktauswahl. Sie bezieht ihre Ware ausschließlich von Kleinhändlern und ausgewählten Märkten. Sie ist eine Getriebene (im ganz positiven Sinne), stets auf der Suche nach den perfekten Zutaten und deren bestmögliche Zubereitung. Manchmal an diesem Abend erscheint sie jedoch so in ihrer Perfektion verloren, dass sie ihre Rolle als Gastgeberin zu vergessen scheint. Sie rührt so eifrig im Kochtopf, brutzelt so gekonnt in der Pfanne und serviert so präzise ihre eigenen Gerichte – da bleibt nicht mehr allzu viel Platz für Gemütlichkeit und zwanglosen Small Talk. Fragen werden zwar freundlich beantwortet, sind aber stets kurz und prägnant – der nächste Gang muss schießlich zubereitet werden. Wir wollen fast zu ihr sagen: “Angelika, schenk dir ein Glas Moscatolino ein, setz dich zu uns – das nächste Gericht kann noch warten. Berichte uns von dir, deinen Reisen, deinen Geschichten – du hättest bestimmt so viel zu erzählen“. Wir sagen dieses Mal nichts, vielleicht gibt es beim nächsten Besuch weniger Berührungsängste auf beiden Seiten.

Einen echten Kritikpunkt gibt es aber dennoch: Während in der Küche höchste Qualität und Perfektion herrscht, trifft die Weinauswahl leider nicht unseren Geschmack. Wir können das Exklusivwinzer-Konzept einfach nicht verstehen. Weder die allgemeine Weinqualität noch die Abstimmung mit den Gerichten sprechen dafür. Und dann kommt hier auch noch das äußerst fragwürdige Preis/Leistungsverhältnis dazu. Ein Glas Wein wird durchwegs über dem Ab-Hof-Preis einer ganzen Flasche verkauft – diese Marge ist für den Gast nicht mehr ok. Eine vernünftigere Preis-Politik, eine variierende Weinauswahl oder innovativere Ansätze – wie zum Beispiel ein “Bring-your-own-Bottle” Konzept wären wünschenswert.

Nichtsdestotrotz, The Dining Room ist eine spannende Restauranterfahrung und empfehlenswert für alle, die gute Produkte zu schätzen wissen und einmal ein schönes Abendessen im ungewöhnlichen Rahmen genießen wollen. Und vielleicht können wir beim nächsten Mal bereits unseren eigenen Wein mitnehmen…

Empfehlenswert | Preis/Leistung (Essen): ok | Preis/Leistung (Getränke): schlecht

Angelika Apfelthaler’s The Dining Room
Maygasse 31, 1130 Wien
http://theflyingapple.typepad.com/thediningroom/

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