The Bank | Das Gute ist immer und überall

The Bank

Der Kühlschrank ist leer, das Sparschwein auch.
Ich hab seit Wochen kein Schnitzel mehr im Bauch.

Bei leerem Kühlschrank zuhause gibt es derzeit wohl weit schlechtere Ideen als in das The Bank Restaurant im Hotel Park Hyatt Vienna zu gehen. Der Bauch wird dort auch mit einem hervorragenden Wiener Schnitzel (selbstverständlich vom Kalb) gefüllt. Leer darf das Sparschwein für einen Besuch dort zwar nicht sein, aber ein Banküberfall – wie von der EAV oben besungen – ist dafür auch nicht notwendig. Trotz Luxusambiente. Trotz bester Qualität. Trotz genialer Gerichte. Die Preise sind moderat – vor allem für diese exquiste Lage im ersten Bezirk. Bei unserem gesponserten Besuch dürfen wir uns durch zwei Menüs samt Weinbegleitung schlemmen. Zu Beginn grüßt die Küche mit selbstgemachten Gebäckstangen und einer irrguten fruchtig-sauer-scharfen Himbeer Gazpacho, die uns ganz Großes erhoffen lässt.

Mit einem Wort, die Lage ist genial.
Da hilft nur eins: ein The Bank Überfall!

Beef Tatar

Es gibt Lokale in Wien, die von der räumlichen Dimension problemlos in der Küche vom The Bank Restaurant Platz finden würden. Von zwei riesigen Kücheninseln aus werden die 120 Sitzplätze in der monumentalen Restauranthalle (8 Meter Raumhöhe!) bespielt. Dort, wo früher die Kassen einer Bank klingelten, wird heute beispielsweise handgeschnittenes Beef Tatar mit Zwiebelsud und Rösti als zweiter Gruß aus der Küche serviert. Da bleibt uns bereits zum dritten Mal an diesem Abend die Spucke weg. Das erste Mal beim Betreten der imposanten Marmor-Halle, das zweite Mal beim hinreißenden Gazpacho und nun das dritte Mal beim großartigst abgeschmeckten Beef Tatar, das uns mit viel Mut zur Würze begeistert.

Dank der großzügig dimensionierten Küche, bringt man im The Bank Restaurant gleich zwei Chefs Table unter. Einer davon ist für uns reserviert, was uns sowohl spannende Einblicke ins Koch-Geschehen als auch den direkten Draht zum Küchenchef beschert. Letzterer übernimmt nicht nur die Funktion des – sonst fehlenden – Patrons bzw. Oberkellners, sondern spricht mit uns auch ausführlich über Produktherkunft, Kochphilosophien und persönliche Vorlieben. Ein Chefs Table mit Mehrwert also – so geht das, Herr Bernatovic!

Unsere Bestellung geben wir auch gleich direkt beim Küchenchef auf: wir wollen einmal das 5-gängige Spargelmenü (€ 74) genießen und lassen beim zweiten Menü der Küche freie Hand. Dazu wird eine Weinbegleitung serviert, die man auch glasweise ordern könnte (€ 7 bis € 15 das Glas). Die Speisekarte unterstreicht die regional-saisonale Küchenlinie des Nobelschuppens – leider eine Rarität in den Restaurants von internationalen Hotelketten.

Lachsforelle Crudo, Chilli Marmelade, Koriander, Fenchel

Lachsforelle Crudo, Chilli Marmelade, Koriander, Fenchel

Mit ordentlich Bumms starten wir ins Überraschungsmenü: uns wundert zwar, dass die zarte Lachsforelle soviel Schärfe und Säure verträgt, interessanter Weise funktioniert dieses Gericht aber ganz wunderbar – dank seiner tollen Balance aus Säure, Süße und Schärfe. Die Geschmacksknospen sollen hier ordentlich durchgerüttelt, aufgeweckt und auf die weiteren Gänge vorbereitet werden. Großes Tennis!

Zander Carpaccio, Tomaten Spargel Vinaigrette, Kalbsbries, Bärlauch Mayonnaise

Zander Carpaccio, Tomaten Spargel Vinaigrette, Kalbsbries, Bärlauch Mayonnaise

Gang Eins vom Spargelmenü liest sich wie eine wild zusammengewürfelte Vorspeisen-variation, in Wirklichkeit landet hier aber eine fantasievolle Geschmackskomposition am Teller. Nachdem das kulinarische Kunstwerk fotografisch festgehalten wurde, wird es ohne schlechtem Gewissen zerstört und offenbart dabei seinen frühlingshaft-frischen Charakter, der auch das deftig paniert Kalbsbries und die Bärlauch Mayonnaise in diesem Gericht gut abfedert.

2013 Riesling Kamptal DAC Reserve Loiserberg, Ludwig Ehn, Kamptal

2013 Riesling Kamptal DAC Reserve Loiserberg, Ludwig Ehn, Kamptal

Gebratener Zander, Sauce Bourride, Spargel, Graupenrisotto

Gebratener Zander, Sauce Bourride, Spitzpaprika, Graupenrisotto

Ja kann denn das so gut weitergehen? Es kann. Eine dicke Schnitte vom glasig gebratenen Zanderfilet mit Knusperhaut darf hier in einer Sauce Bourride mit Spitzpaprika und Graupenrisotto schwimmen. Sauce Bourride? Ein verboten guter Hybrid aus Sauce Hollandaise und Hummer-Bisque, die wir bis dato auch noch nicht kannten – aber demnächst unbedingt nachgekocht werden muss. Fantastisch!

Gebratene Entenleber, Schnittlauch, Apfel, Röstzwiebel

Gebratene Entenleber, Schnittlauch, Apfel, Röstzwiebel

Bei der gebratenen Entenleber wissen wir hingegen genau was wir uns geschmacklich erwarten. Zum Glück werden wier hier auch nicht enttäuscht – wenn freilich auch nicht großartig überrascht von der tadellosen Leber, dem Schnittlauch-Erdäpfelpüree und den knusprigen Röstzwiebel.

2011 Cuvée Beerenauslese, Weinlaubenhof Kracher, Illmitz, Neusiedlersee

2011 Cuvée Beerenauslese, Weinlaubenhof Kracher, Illmitz, Neusiedlersee

Stubenkücken vom Drehgrill, Kräutermarinade, ofengeröstete Rüben

Stubenkücken vom Drehgrill, Kräutermarinade, ofengeröstete Rüben

Geflügel in der Haute Cuisine finden wir immer ein bisschen schwieriges Thema und konnte uns noch selten so wirklich überzeugen. Hier kommt das Stubenkücken extra knusprig und saftig vom Drehgrill daher, wird uns aber wegen seiner weniger spannenden Beilagen auch diesmal nicht lange in Erinnerung bleiben.

Bio Wachsei, junger Spinat, Fregola di Sarda

Bio Wachsei, junger Spinat, Fregola di Sarda

Auch das Stundenei (Onsenei) haben wir schon einige Male besser als hier gegessen. Bei diesem Gericht haben uns die Kreationen von Tom Riederer oder Didi Dorner regelrecht begeistert, diese Version mit jungem Spinat und Fregola die Sarda fällt nur in die Kategorie “sehr gut”.

2012 Chardonnay Nussberg Reserve, Weingut Rotes Haus, Wien - Nussdorf

2012 Chardonnay Nussberg Reserve, Weingut Rotes Haus, Wien – Nussdorf

Champagner Sorbet

Holundersorbet mit Champagner

Selten wurde uns der Magen mit einem Sorbet so fein und exquisit geöffnet wie hier. Das blumig-süße Holundersorbet samt Dolden wird im The Bank Restaurant mit staubtrockendem Ruinart Champagner übergossen und als Appetitanreger vor den Hauptspeisen gereicht. Großartig!

Gebratener Maibockrücken, Morcheljus, Markkruste, Kohlrabipüree

Gebratener Maibockrücken, Morcheljus, Markkruste, Kohlrabipüree

Hätte man nämlich keinen Appetit mehr, würde einem der perfekt gebratene Maibockrücken entgehen. Und das wäre ein schwerer Fehler! Veredelt wird das butterzarte Fleisch mit einer intensiv-geilen Markkruste und einer molligen Umamibombe namens Morcheljus. Wir jubilieren!

Gegrillter Kalbsrücken, Morcheljus, gebratener Spargel, Erdäpfel Spargelcreme

Gegrillter Kalbsrücken, Morcheljus, gebratener Spargel, Erdäpfel Spargelcreme

Ähnliche Glücksgefühle kommen auch beim zweiten Hauptgericht auf. Wir lernen, dass auch weißer Spargel gebraten gut schmeckt und dass ein Kalbrücken nicht superrosa ausschauen muss um superzart zu sein. Der Morcheljus funktioniert hier genauso gut wie beim Maibock. Trotzdem würden wir dem Reh – vor allem auch dank Markkruste – beim nächsten Mal den Vorzug geben.

2011 Pinot Noir Weingut Pöckl, Mönchhof, Neusiedlersee

2011 Pinot Noir Weingut Pöckl, Mönchhof, Neusiedlersee

Crème Brûlée

Crème Brûlée

Als kleines Dessert vorweg wird uns eine Mini Crème Brûlée gereicht, die fast so schmeckt wie bei uns zuhause. Ein Kompliment ;-)

Gâteau von Erdnusskaramell, Bananeneis, Salz Toffee

Gâteau von Erdnusskaramell, Bananeneis, Salz Toffee

Es gibt Desserts, die schmecken genau einen Löffel lang gut. So geschehen bei diesem Erdnusskaramell-Törtchen mit Bananeneis und Salz Toffee. Sehr mutig, unglaublich intensiv, aber letztendlich doch zu viel des Guten. Was hier fehlt: Balance und Harmonie!

Panna Cotta, Rhabarber, Champgner Sorbet

Panna Cotta, Rhabarber, Champgner Sorbet

Gar nicht mutig, sonder sehr brav und fast bieder kommt die zweite Nachspeise daher. Mit Panna Cotta, ein paar Früchten und Sorbet kann man wenig falsch machen – aber eben auch keinen krönenden Abschluss eines Menüs kreieren. Einmal mehr: die Pâtisserie kommt mit dem zuvor servierten Speisen nicht ganz mit. Einmal mehr: Schade!

Champagner

Selten haben wir so viele fabelhafte Gerichte auf so einem hohen Niveau gegessen, wie im The Bank Restaurant (die Desserts jetzt einmal ausgenommen). Jeder Gang war hier ein Treffer, jede Speise eine kleine Sensation – fantastisch im Geschmack und spannend in der Komposition. Dabei verfolgt The Bank ein sehr einfaches, wenn auch für Hotelketten atypisches Konzept: man nehme die besten regionalen und saisonalen Zutaten, engagiert ein fähiges Küchenteam, vertraut auf deren internationale Erfahrung und lässt deren Kreativität freien Raum. Heraus kommt dann ein Menü bzw. Speisekarte der Extraklasse, das den Spagat zwischen regionaler Authentizität und weltmännischer Kochkunst bravourös meistert.

Beim Essen hat man im The Bank Restaurant also nicht mehr so viel Luft nach oben. Nachschärfen kann man beim Service, das zwar freundlich und kompetent ist, aber etwas Schmäh und die ganz große Gastfreundschaft vermissen lässt. Auch unser junger Sommelier war teilweise etwas überfordert und sich seiner Weinauswahl nicht immer sicher. Dennoch: dank der großartigen Küche und dem fantastischen Ambieten müssen wir einen Besuch im The Bank Restaurant dringend empfehlen. Das Gute ist hier immer und überall.

The Bank

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Sehr Empfehlenswert | Preis-Leistung: ok

The Bank Restaurant
Am Hof 2, 1010 Wien
www.hyatt.com/corporate/restaurants/bank-restaurant/de/home.html

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