Taubenkobel | Abenteuer in der Genuss-Werkstatt

3 Zutaten braucht es für ein perfektes kulinarisches Abenteuer, das die Herzen von Topf und Deckel höher schlagen lässt: ausgezeichnetes Essen mit hochwertigen Produkten; spannende Getränke, abgestimmt mit den Gerichten; sowie freundliches und zuvorkommendes Service in gemütlicher Atmosphäre.

Zu Gast im Taubenkobel der Familie Eselböck werden all diese Kriterien mehr als nur erfüllt:

  • großartiges Menü mit tollen Geschmackserlebnissen (Zwiebelsuppe, Schnecke, Schweinenacken!)
  • spektakuläre Weinbegleitung (Orange Wines, biodynamische Weine!) sowie eine alkoholfreie Getränkebegleitung mit selbst angesetzten Säften (Lavendel, Sellerie!)
  • eine charmante und authentische Service- und Küchencrew (allen voran die unpackbar sympathische Barbara Eselböck, die uns jeden Wunsch von den Lippen ablesen konnte!)

Taubenkobel

Großartige Speisenkreationen hatten wir an einer Adresse wie den Taubenkobel (4 Gault Millau Hauben, 2 Michelin Sterne) natürlich erwartet. Ein tolles Weinangebot ebenso, obwohl uns hier die Weinphilosophie des Hauses – alternativ zur klassischen wird eine höchst interessante biodynamische Weinbegleitung angeboten – schon positiv überraschen konnte.

Nicht gerechnet hätten wir jedoch mit der locker-lässigen Atmosphäre, die von den Mitarbeitern der burgenländischen Genussmanufaktur erzeugt wird. Kellner und Köche suchen das Gespräch mit den Gästen, erklären die präsentierten Speisen und Getränke und wollen damit jeden Gast an der wunderbaren Welt des Taubenkobels teilhaben lassen. Und dann ist da noch Barbara Eselböck: Wie eine gute Fee schwebt sie zwischen den Tischen und verbreitet gute Laune, plaudert ungezwungen mit Gästen über Kulinarisches und Privates und vermittelt dabei vor allem zwei Dinge: Freude an ihren Gästen und an ihrer Arbeit.

Genug geschwärmt – los geht’s mit Bildern von mehr als zweieinhalb Stunden Genuss:

Popcorn

Prosecco bzw. Gelber Muskateller als Aperitif sind schnell bestellt, und noch bevor wir eine Menükarte (oder ähnliches) in die Hand bekommen, wird uns der erste Gruß aus der Küche gebracht. Die karamellisierten Popcorn sind ein witziger Snack, die dazugereichten Wurst-Spezialitäten ein Traum – vor allem der cholesterinfreie (!!!) Lardo hat es uns angetan.

Rote Rübe

Urkorn mit Rote Rübe nennt sich der nächste Appetizer. Knackig wie Tortilla-Chips, nur viel raffinierter. Die kleinen Kugeln von der roten Rübe schmeicheln unserer Zunge gar sehr.

Glas, Schmalz, Brot

Notizblock und SLR-Kamera entlarven uns bald als Foodblogger. Daraufhin lässt es sich die Chefin des Hauses nicht nehmen, uns durch ihr Reich zu führen. Wir erfahren Interessantes über die Genuss-Werkstatt Taubenkobel: Speisen – wie hier das Schmalz aus dem Tontopf oder das Rotweinbrot von der Bio-Holzofenbäckerei Gragger – werden auf einer alten Holz-Werkbank vorbereitet. Die Weine werden in einem großen Steinbottich gekühlt und bereitgestellt – alles soll das Handwerk “Kochen” in Erinnerung rufen. Im Taubenkobel wird dieses Handwerk zur Kunst.

Das zeigt sich auch am Weinglas, das wir für unsere ultraspannende biodynamische Weinbegleitung bekommen (siehe Foto links oben). Ohne Stiel soll das Glas die Verbundenheit zu Erde und Boden vermitteln. Die meist oxidativ ausgebauten Weine kommen zudem durch das extrem bauchige Glas bestens zur Geltung. Beide Varianten der Weinbegleitung begeistern uns. Kostenpunkt: 69 € für das klassische bzw. 99 € für das alternative Weinmenü. Kein Schnäppchen, aber man bekommt dafür viel geboten. Bei der etwas günstigeren Variante werden tolle Klassiker (typische Österreicher, reduktiv bzw. im Barrique ausgebaut) ausgeschenkt. Die Weinbegleitung 2 weiß bei jeden Glas mit Orange-Wines bzw. biodynamischen Gewächsen zu überraschen, die man zuvor wohl noch nicht getrunken hat.

Punkto Speisekarte hält es der Taubenkobel übrigens übersichtlich. Lediglich ein Menü wird angeboten, das sich nur in der Länge (und somit in der Anzahl der Gänge) unterscheidet. Es wird allerdings auf gewisse Vorlieben und Wünsche Rücksicht genommen (z.B. keine Innereien etc.). Wir sind Allesesser und freuen uns auf das große Menü. Zweieinhalb Stunden Genuss (um sonst 128 €) dürfen wir zum Preis von zwei Stunden Genuss (108 €) genießen. Die Menüpreise sind in Ordnung und entsprechen dem Standard auf diesem Niveau (gleiches Preis-Level hat in etwa das Steirereck in Wien).

treviso - senf - milchlamm

treviso – senf – milchlamm: Das zarte Milchlamm versteckt sich hier kunstvoll in den Salatblättern eines Radicchio Rosso di Treviso und wird aus einer aromatisch-mild-würzigen Sauce mit Senfkörnern umspielt. Dazu gibts in der Weinbegleitung 1 einen vollmundig aber dennoch spritzigen Pinot Blanc 2011 von Prieler. Weinbegleitung 2 sieht einen Amphorenwein von Vodopivec aus der Denomination Venezia Giulia vor. Der Amphora Vitovska 2007 fällt schon im Glas durch seine goldgelbe Farbe mit mehr als nur orangen Reflexen auf. In der Nase extrem komplex, weiß er durch seine reife Frucht und oxidativen Sherry-Charakter zu gefallen. Am Gaumen kommt dann noch eine feine Tanninstruktur, erfrischende Säure und viel Mineralität dazu.
Spannend ist auch der alkoholfreie angesetzte Waldmeister - sehr intensiv, aber sehr passend zum ausgeprägten Geschmack dieser Vorspeise.

jodok - zwiebel - krapfen

jodok – zwiebel – krapfen: Intensiv im Geschmack ist auch der zweite Gang – Eselböcks bzw. Weissgerbers Hommage an die französische Zwiebelsuppe. Sehr delikat, serviert mit einem aufgespießten Krapfen.
Toll, dass es auch zur Suppe einen Wein gibt: Der F.X. Pichler Riesling “Loibner Burgstall” 2011 zeigt sich noch etwas jugendlich aber freilich schon mit viel Charakter. Dezente Steinobstnoten und Birnenfrucht dominieren das Bukett. Ein Highlight des Abends ist der Roxanich Rosé 2009 aus Istrien aus der alternativen Weinbegleitung. Der ausgeprägte Geruch erinnert an einen Pinot Noir im Burgunderstil – Walderdbeeren und Himbeeren, sogar erdige Töne wollen wir erkennen können. Ein Rosé, wie wir ihn noch nie getrunken haben – wir könnten uns daran gewöhnen.
Wer Lavendel mag, wird den Lavendel-Saft lieben. Abermals eine tolle Ergänzung zu diesem Gericht, die wirklich gut mit der Suppe harmoniert!

Weissgerber - Werkstatt

Bei einem zweiten Besuch der alten Werkbank erwischen wir Küchenchef Alain Weissgerber (der sich mittlerweile diesen Posten gleichberechtigt mit Walter Eselböck teilt) beim Fleisch-Aufschneiden. Die Ripperl sind leider nicht für uns bestimmt, unsere restlichen Gänge schauen aber mindestens genau so gut aus…

petersilie - gugumuck - mark

petersilie – gugumuck – mark: Die Schnecke von Gugumuck aus Wien, kombiniert mit Knochenmark und Petersilie, ist unser Vorspeisen-Favorit. Die Schnecken schmecken delikat und haben einen schönen Biss. Dazu gibt es geröstete Brotrinde, die sich sehr gut mit dem Knochenmark ergänzt (ganz wie man es beim Plachutta gewohnt ist). Als Extra bekommen wir einen Perlmutt-Löffel mit Schnecken-Kaviar. Kulinarische Dekadenz, na klar – aber wir genießen es in vollen Zügen.
Der frisch-fruchtige Sauvignon Blanc Klassik 2011 von Hannes Sabathi hat es gegen diese Geschmacksbombe etwas schwer. Ein ganz anderes Kaliber ist der Timotheus 2011 vom Gut Oggau (ebenfalls im Besitz der Familie Eselböck): mit ausdrucksstarker Nase und viel Fülle am Gaumen ist der Cuvée aus Grüner Veltliner und Weißburgunder ein idealer Gugumuck-Begleiter.
Ebenfalls top: der Weisse Sellerie Saft.

schwarzkohl - schleie - buttermilch

schwarzkohl – schleie – buttermilch: die noch sehr bissfeste Schleie wurde in Butter konfiert und erzeugt ein dementsprechendes Geschmacks-Erdbeben auf unserer Zunge. Das Grünzeug (Blatt und Stengel vom Schwarzkohl wurden verwendet) und die Buttermilch ergeben mit dem Süßwasserfisch eine tolle Geschmackskombination.
Dazu wird uns eine Rarität eingeschenkt: Der Grüner Veltliner Tradition 2004 von Weingut Sommer schmeckt trotz fortgeschrittenen Alters noch sehr lebendig und überzeugt durch viel Schmelz . Eine Rarität ist auch der buttrig cremige Chardonnay Atimo 2010 von Valter Sirk aus Slowenien. Einmal mehr ein sehr schöner Vertreter aus der Welt der Orange Wines.
Für die alkoholfreie Fraktion kommt diesmal Hollunder mit Lorbeer ins Glas – schmeckt etwas anders (besser!) als das Jo!-Fruchtsaftkonzentrat. Zur Vorbereitung für den Hauptgang wird uns als kleiner Zwischengang ein schönes Kernöl-Gelee gebracht.

bärlauchwurzel - schwein - joghurt

bärlauchwurzel – schwein – joghurt: in vielen Top-Restaurants haben wir den Eindruck, dass der Hauptgang sträflich vernachlässigt wird (oft sind die Vorspeisen die Highlights des Menüs). Der Taubenkobel stellt hier einen positiven Ausreißer dar. Das Zweierlei vom Schwein (Schweinekinn und -nacken) setzt dem Menü die Krone auf. Nicht nur das Fleisch, sondern auch die Bärlauchelemente (Wurzel, Joghurt) sind ein Hit.
Der superwürzige Blaufränkisch “Ried Oberer Wald” 2007 von Ernst Triebaumer passt dazu genauso hervorragend wie der sehr untypische (aber wunderbar mineralische) Pinot Noir ”Làide Memoire” 2008 von Philippe Bornard aus dem Jura.
Etwas Traubiges gibt es dann auch endlich für die Autofahrer: ein tiefroter Saft von der Rösler Traube aus dem Jahr 2011.

senfgurke - tuma - wilder vogerlsalat

sauerampfersenfgurke – tuma – wilder vogerlsalat: Darf man Wikipedia Glauben schenken, handelt es sich bei “Tuma” um einen jungen, noch ungesalzenen Pecorino. Wie auch immer: der Käse schmeckt unglaublich cremig und delikat – eine schöne Abwechslung zum sonst obligaten Käsewagen.
Eine Alternative zur üblichen Käse-Weinbegleitung ist auch der Riesling “Buntsandstein” 2010 von Frank John aus der Pfalz. Der feinfruchtige Riesling mit viel Fülle zeigt, dass auch ein trockener Weißwein gut zu Käse gehen kann.

Nach dem Käsegang folgt noch ein erfrischender Sauerampfer – in Natur pur und als Eis. Herrlich!

kerbel - milch - vogelmiere

kerbel – milch – vogelmiere: nach der Sauerampfer-Erfrischung hätten wir uns etwas für den süßen Zahn erhofft. Stattdessen gibt es jedoch eine Milch Panna Cotta mit Vogelmiere. Die ist zwar ganz fein im Geschmack und abermals sehr erfrischend – ein Klecks Schoko oder Nougat wäre aber auch toll gewesen ;-)
Für das süße Element zum Schluss sorgt die Weinbegleitung: Peter Schandls Cuvée Beerenauslese 2010 sowie der Cuvée Marie Kattalin 2009 von Domaine de Souch Jurancon sind zweifelsohne hervorragende Süßweine mit jeweils einem schönen Säurespiel. Zu dieser frisch-kräutrigen Nachspeise kommt uns die süße Weinbegleitung aber dennoch etwas merkmürdig vor.
Der Leithaberg Eistee mundet hingegen wunderbar zu diesem Dessert.

Im Taubenkobel geht man nicht nur “einfach Essen” – man erlebt Kulinarik auf höchstem Niveau. Hier können alle Feinschmecker einen Abend lang einen kleinen Genussurlaub verbringen (mit selben Erlebniswert, aber auch zu einem ähnlichen Preis wie ein Wochenend-Kurztrip). Zu guter Letzt dürfen wir noch den entzückenden Gastgarten, die einmaligen Hotelzimmer sowie die lässige Greisslerei begutachten (in Letztere kann man übrigens nicht nur ausgezeichnet Steak-Essen sondern auch alle Weine der Weinbegleitung shoppen). Das macht Lust und Laune auf ein baldiges Wiedersehen – das nächste Mal hoffentlich auf der lauschigen Terrasse im Freien.

Sehr Empfehlenswert | Preis/Leistung: okTaubenkobel

Restaurant Taubenkobel
Hauptstraße 31-33, 7081 Schützen
www.taubenkobel.at

 

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2 Gedanken zu “Taubenkobel | Abenteuer in der Genuss-Werkstatt

  1. Sehr sehr schöner Beitrag!!! Sehr tolles Konzept. Aber leider vorne hui und hinten pfui.. schaut man weiter hinter die Fassade des Imperiums entdeckt man die pure Abzocke von Arbeitnehmern, Anstellungen von minderjährigen im Bereich der Spühlküche, sowie schizophrene Arbeitgeber die dem Gast den Himmel auf Erden holen aber die Resource Arbeitnehmer leider Gottes nicht zu schätzen wissen. Leider gibt es noch einiges mehr zu erzählen, wie Mitarbeiterüberwachung in Küche, Fluren und Kühlhäusern.

    An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen,dass ich aus persöhnlicher Erfahrung sprechen kann.

    • Hallo Max!

      Vielen Dank für Dein Kommentar. Die schweren Anschuldigungen von Dir können wir natürlich nicht nachvollziehen.

      Wir können auch nur von unserer persönlichen Erfahrung sprechen (wie im Beitrag getan), und da hatten wir genau einen gegenteiligen Eindruck: Keine Gast-Abzocke, sehr freundliches Personal (sowohl Köche als auch Kellner), die sehr stolz waren im Taubenkobel zu arbeiten.

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