Gaumenspiel | Wenn der Name Programm ist

Gaumenspiel

Wie sieht denn eigentlich das perfekte Restaurant aus? Gutes Essen muss es haben – klar. Und tolle Weine. Und nettes Service – logisch. Ach ja: und gemütlich sollte es natürlich auch sein. Besonders bei der Gemütlichkeit tun sich aber viele Lokale schwer. Am liebsten wäre uns ja eine gepflegt-kuschelige Atmosphäre wie im eigenen Wohnzimmer, nur dass man halt nicht selbst kochen und ständig zum Weinkühlschrank rennen muss. In vielen Gourmettempeln regiert aber eher unterkühlt-stylisches Lounge-Ambiente denn Wohlfühl-Chic.

Ganz anders sieht das im Gaumenspiel im siebten Bezirk aus: hier fühlt man sich sofort pudelwohl – ein Restaurant wie sein eigenes Wohnzimmer. Und auch das Essen schmeckt, der Name ist hier auf jeden Fall Programm. Davon konnten wir uns bei einem gesponserten Dinner im Vorfeld der Wiener Restaurantwochen überzeugen. Ab morgen könnt ihr das Gaumenspiel auch selbst über die Wiener Restaurantwochen preiswert testen…

Couscous

Neben der Gemütlichkeit fällt im Gaumenspiel sofort positiv auf, dass die Auswahl für ein Gourmetlokal riesig ist (4 Menüs) und die Preise für Wien relativ winzig sind (für vier Gänge ist man schon ab 40 € dabei). Die Weinbegleitung gibt es dann noch für läppische 24 € dazu. Ganz große Gewächse werden da zwar nicht eingeschenkt, aber durchaus schöne und vor allem zu den Gerichten passende Weine. Sehr schön grüßt auch die Küche zu Beginn unserer 4-Gänge Menüs: der pikant abgeschmeckte Couscous mit Gurke und Krokette macht Appetit auf mehr.

Beef Tartar mit Schwarzwurzel und eingelegten Pilzen

Beef Tartar mit Schwarzwurzel und eingelegten Pilzen: endlich mal ein Beef Tatar, das nicht im Ketchup ertränkt wurde! Schöne Konsistenz, würziger Geschmack – etwas zwiebelig, aber gemeinsam mit der Schwarzwurzel Panna Cotta und den eingelegten Pilzen ein absolutes Träumchen.

Garnelen mit Stangensellerie, geräuchertem Paprika und Sprossen

Garnelen mit Stangensellerie, geräuchertem Paprika und Sprossen: die zweite Vorspeise kann da mit dem fulminanten Beef Tatar nicht ganz mithalten. Auch wenn der geräucherte Paprika fantastisch sowie Sellerie und Sprossen super frisch und knackig sind – die einzelne Garnele kommt uns in diesem Arrangement etwas verloren vor. Ein rein vegetarischer Gang wäre hier stimmiger gewesen.

Risotto mit Kerbel, Quitten und Mascarpone

Risotto mit Kerbel, Quitten und Mascarpone: das Kerbelrisotto sieht nicht nur verdammt grün aus, sonder schmeckt auch so. Trotz Mascarpone und Knusper-Quitten fehlt uns bei diesem Gericht der richtige Pfiff.

Blutwurstsoufflé mit roten Rüben, Schwarzem Rettich und Wasabi

Blutwurstsoufflé mit roten Rüben, Schwarzem Rettich und Wasabi: eine kleine geschmackliche Sensation ist hingegen das Blutwustsoufflé, das durch die roten Rüben in seinem fleischig-metallischen Aroma perfekt unterstützt wird. Die notwendige Säure und Schärfe bekommt das Gericht noch durch ein giftgrünes Wasabi-Espuma, das leider nicht aufs Foto durfte.

Perlhuhnbrust und Kalbsbries mit Broccoliflan und Chicoree

Perlhuhnbrust und Kalbsbries mit Broccoliflan und Chicoree: Tadellos schmeckt auch die Perlhuhnbrust, auch wenn sie vielleicht ein Ticken zu trocken geraten ist. Gemeinsam mit der gut gewürzten Knusperhaut und dem Sößchen funktioniert dieses Gericht aber immer noch sehr gut.

Rinder Filet mit Estragonkartoffel, Topinambur und Winterspinat

Rinder Filet mit Estragonkartoffel, Topinambur und Winterspinat: das perfekte Wintergericht kommt mit diesem Rinderfilet auf dem Teller. Das Fleisch wurde im Garpunkt perfekt getroffen, ist mürb wie ein Dry Aged Steak (dafür weniger saftig) und intensiv im Aroma. Die cremigen Estragonkartoffel (eigentlich: Gnocchi), der glasierte Topinambur und der frische Winterspinat sind die ideale Beilage dazu.

Schokotarte mit Birne und Tonkabohne

Schokotarte mit Birne und Tonkabohne: hier stellt sich leider die Frage, wie ein Dessert so gut aussehen aber so – ähm – bescheiden schmecken kann. Mit fadem Geschmack und Einheitsbiss (trotz drei Schichten: Bisquit – Schoko – Baiser) lässt und diese Süßspeise etwas ratlos zurück.

Powidltascherl mit Gewürzorangen und Buttermilcheis

Powidltascherl mit Gewürzorangen und Buttermilcheis: die klassischen Powidltascherl munden da schon mehr, hinterlassen aber leider auch keinen bleibenden Eindruck. Die Nachspeisen können im Gaumenspiel bei weitem am wenigsten überzeugen.

Sonst passt aber im Gaumenspiel wirklich alles: Ambiente, Essen und das unaufgeregt-freundliche Service laden dazu ein, dieses Schmuckstück im siebten Bezirk öfter zu besuchen. Wir kommen vielleicht im Sommer wieder, wenn man im gemütlichen Schanigarten sitzen kann.

GaumenspielEmpfehlenswert Preis-Leistung: gut

Gaumenspiel
Zieglergasse 54, 1070 Wien
www.gaumenspiel.at

 

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