Das Engel | Wenn Engel speisen…

Das Engel

…dann würden sie wohl das gemütliche Nachbarschaftslokal von Una Abraham und Carsten Philippi im zweiten Bezirk in Wien regelmäßig aufsuchen. Das Engel ist nämlich schlichtweg eine Perle, die nun bereits seit Februar ihre Gäste auf erfreulichsten Niveau kulinarisch beglückt. Der sympathische Schuppen wurde laut Gastgebern als Bar konzipiert, in der es “halt auch was zu Essen gibt“. Diese Ansage entpuppt sich spätestens beim ersten Blick in die Speisekarte als die Untertreibung des Jahrhunderts. Im Engel kann man nicht nur einfach eine gute Zeite mit ein paar Drinks und kleinen Snacks verbringen, hier gibt es echtes Seelenfutter, wie man es sonst nur bei Mama und Omi zu Hause bekommt. “So schmeckt Glück“, schreibt Gastroexperte Florian Holzer, und trifft es damit auf den Punkt. Wir zeigen Euch warum:

Sobald man die kleine Gaststube betritt, fühlt man sich sofort ein bisschen wie im eigenen Wohnzimmer. Wohlige Wärme und Gemütlichkeit bestimmen die Atmosphäre, dennoch bleibt Platz für Stil und ein paar Extravaganzen – oder wer hat schon einen in Gold funkelnden Boden zu Hause? Die Details des Restaurants sind einfach hinreißend, egal ob das jetzt die alte Apotheker-Bar, die halboffene Küche oder eine legendäre Famea E61 Kaffeemaschine ist. Auch die Speisekarte zeugt von viel Charme, bekommt man doch eine Art Notizheft in die Hand gedrückt, in der auf die Speisen der vergangenen Wochen und Tagen zurückgeblättert werden kann. Und auch wenn uns die ein oder andere Spezialität von den Vorwochen den Mund sehr wässrig macht, sind wir mit dem aktuellen kulinarischen Angebot sehr zufrieden:

Soft Shell Crab & Zitronenrahm

Die derzeit allgegenwärte Soft Shell Crab (12 €) (siehe Mochi und El Gaucho) muss es auch diesmal sein. Dieses Prachtexemplar wurde in eine etwas klebrige Sesam-Nuss-Panade gesteckt, schmeckt aber sowohl mit als auch ohne dem dazugereich-ten Zitronenrahm einfach wunderbar.

Hühnerleber-Paté & Dirndlgelee

Ein Stück vom Himmel kommt mit der Hühnerleber-Paté mit Dirndlgelee (8 €) auf den Teller. Intensiv und cremig, absolut herrlich im Geschmack aber als Vorspeise für nur eine Person einfach zu mächtig. Tipp: gemeinsam bestellen und mit dem tollen Brot genießen. Der Brotkorb wird stets (kostenlos) nachgefüllt!

Räucherfisch-Lauch Tarte

Einfach simpel und einfach gut: wie leicht das geht zeigt die Küchenchefin mit einer grandiosen Räucherfisch-Lauch Tarte (9 €). Räucherlachs in bester Qualität wurde hier mit Lauch und Kräutern zu einer locker-leichten Tarte verarbeitet. Abgerundet wird der Hochgenuss mit einem kleinen Lauchsalat und viel frischer Kresse.

Sautierte Steinpilze mit getrüffelter Polenta

Bei den Hauptspeisen geht es großteils bodenständig und gutbürgerlich zu. Der Kochstil von Una Abraham bewegt sich dabei irgendwo zwischen Haubenkoch und Großmutter (wobei letzteres auf jeden Fall als Kompliment zu verstehen ist). Wir erwischen gerade noch die letzte Steinpilzlieferung der Saison und lassen uns somit die Sautierten Steinpilze mit getrüffelter Polenta (18 €) nicht entgehen. Gut so, denn die mild-nussigen Steinpilze mit der cremigen und fein-trüffeligen Polenta (keine Spur von Trüffelöl!) sind ein Gedicht.

Rumpsteak mit grünem Pfeffer & Rosmarin Erdäpfeln

Wenn Rumpsteak mit grünem Pfeffer & Rosmarin Erdäpfeln (21 €) immer so schmecken würde wie hier, würde kein Mensch mehr ein Filetsteak bestellen. Saftig, riesig, würzig und mit tollem Biss – perfekt gebraten ist das Steak sowieso. Die grüne Pfeffersauce muss genauso schmecken (gell El Gaucho!), die Rosmarin Erdäpfeln und das Gemüse sind sowieso ein Traum.

Salsicce mit Balsamico-Linsen

Bei den Salsicce mit Balsamico-Linsen (16 €) muss zwar auch die grob-pikante italienische Hauswurst lobend erwähnt werden, Hauptdarsteller am Teller sind aber ganz klar die unglaublich gut abgeschmeckten Balsamico-Linsen mit ganz hohem Schaufelfaktor!

Ribiselsorbet & Amaretti

Sehr “Old School” geht es bei den Desserts zu. Neben Roter Grütze und Schokoladen Caramel Mousse gibt es u.a. eine Safran Ricotta Torte. Wir nehmen das Ribiselsorbet mit Amaretti (je 7 €), das in einem klassischen 80er Jahre Eisbecher daherkommt. Das Sorbet ist unspektakulär, die Amaretti dafür traumhaft. Nicht zu weich, nicht zu hart – und mit tollem Mandelaroma.

Käseteller "Fromagerie zu Riegersburg" mit Quittengelee

Zu guter Letzt macht uns der Käseteller “Fromagerie zu Riegersburg” mit Quittengelee noch viel Freude. Um 12 € haben wir schon lange nicht so eine ausgewogene Käsevariation genossen. Von Hart- bis Weichkäse, vom milden Schmeichler bis zum wilden Stinker ist hier alles dabei. Das hausgemachte Quittengelee ist dann sowieso noch die Draufgabe!

Würden wir im zweiten Bezirk wohnen, wäre Das Engel wohl schon längst unser zweites Wohnzimmer – so heimelig fühlt man sich dort. Mit der ständig wechselnden Karte würde bestimmt keine Langeweile aufkommen. Auch das Service trägt seinen Anteil zum Wohlfühlfaktor bei und tritt durchwegs motiviert, freundlich und vorausschauend auf. Als doch ein Fauxpas passiert und unsere Nachspeise vergessen wird, bekommen wir ungefragt eine Runde Wein nachgeschenkt – das gefällt! Apropos Wein: die Auswahl ist klein und fein und absolut ausreichend. Schade allerdings, dass es viele Weine aus der Karte gar nicht mehr gibt (unsere Trefferquote lag bei 50%). Und ach ja: diese Einheits-Weinkelche gehen gar nicht! Trotzdem: tolle Bar, noch tolleres Restaurant – wir sehen uns bald wieder!

Das Engel


Empfehlenswert 
Preis-Leistung: ok

Das Engel
Große Pfarrgasse 5, 1020 Wien
www.dasengel.at
www.facebook.com/dasengel1020 

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